„An wen oder was denkst du denn?“
Grinsend stand Jana neben meinem Tisch. „Dürfen wir uns setzen?“
„Ähhm, wer ist wir?“
Jana stellte mir ihre Begleiterin vor, zusammen mit der jungen
Frau war sie im März in meiner Nähe in eine größere Wohnung gezogen. Die junge
Frau, Andrea, ist eine Kollegin von Jana, die in den letzten Monaten auch zur
Freundin wurde. Gemeinsam hatten die beiden beschlossen eine größere Wohnung zu
suchen und auch sehr schnell gefunden. Beide hatten den gleichen Gedanken wie
ich und wollten bei einem leckeren Eis den schönen Abend genießen.
„Bitte setzt euch zu mir.“ Als Jana die Eiskarte aufschlagen
wollte bemerkte sie mein Eis. „Nüsse, hmmm, das wär jetzt was…“ dabei grinste
sie mich frech an und leckte sich über die Lippe. Sie bestellte ebenfalls den
Walnussbecher, ihre Begleiterin wählte irgendeinen Fruchtbecher.
Wir begannen uns zu unterhalten, Small Talk, über das Wetter,
die Arbeit. Plötzlich Jana „Du hast grad ganz schön viel Scheiße in deinem
Leben!“ Ich war überrascht, Janas Freundin blickte irritiert von ihr zu mir „Ich
lese deine Blogs…“ an ihre Freundin gewandt „das ist der Mann der als 64er
schreibt.“ Andrea musterte mich, dann „Jetzt weiß ich warum Du so aufgedreht
reagiert hast, als Du ihn gesehen hast.“ Die beiden berichteten mir abwechselnd
wie sich ihre Freundschaft entwickelt hatte. Jana hatte im Dezember einen
richtigen Durchhänger und wäre beinah in der Probezeit entlassen worden, als sie
eines Abends in einer Kneipe sturzbetrunken zufällig von Andrea aufgegabelt
wurde. Jana kam mit dem Alleinsein nicht zurecht, suchte Zuflucht bei Johnny
Walker und Jack Daniels und war am Abrutschen. Die junge Frau nahm sie mit nach
Hause und kümmerte sich in den folgenden Tagen um Jana und so wurden aus
Kolleginnen, Freundinnen. Im Januar beschlossen die Beiden dann sich eine
Wohnung zu suchen die WG-Fähig ist und fanden diese in einem der Altbauten in
dem Stadtteil in dem auch ich lebe.
„So weit, so gut und irgendwann hat Andrea mich gefragt was ich
da abends immer wieder auf dem Pad lese. Ich begann Andrea dann ein bisschen
von meinem Sexleben zu erzählen.“
Jana berichtete wie die beiden eine Nacht mit einer Flasche Wein
auf dem Sofa verbrachten und sich gegenseitig von ihren Erlebnissen berichteten.
Am frühen Morgen hat Jana Andrea dann berichtet, dass die Geschichte eines
ihrer Erlebnisse im Internet erzählt wird. Jana musste ihrer Freundin die
Erzählung vorlesen, dabei… „Ssscht, du musst ihm doch nicht alles erzählen!“
Andrea hatte mittlerweile rote Ohren bekommen und offensichtlich war sie
verlegen.
„Also, hör mal. Du weißt wie Jana und ich Sex miteinander hatten
und jetzt willst du hier kneifen. Glaub mir mein Kopfkino dreht sowieso schon
den schönsten Film.“
Jana begann zu erzählen, wie Andrea ihren Kopf beim Vorlesen auf
ihre Brust gelegt hatte und sich eng an sie kuschelte, Andrea bemerkte nur,
dass sie ja auch reichlich Alk intus hatte… Die beiden schilderten mir danach
abwechselnd was im Verlauf der Lesung noch so alles geschah, wie sie sich
entdeckten und gemeinsam Lust genossen.
„Und wann war das?“ „Naja, solang ist das noch nicht her, Ostern…“
Jana blickte Andrea an, die auf ihrer Unterlippe kaute. „Wir haben mittlerweile
alles gelesen was du geschrieben hast“ Andrea blickte mich an, wieder leicht
verlegen „und Jana hat mich am Samstag zu Dir geschleppt…“ „Und ich war bei Rhein
in Flammen. Und ich sag euch, dass ich darüber froh bin.“ Die beiden blickten
mich erstaunt an. „Also wisst ihr, ich würd lügen wenn mich das nicht erregt
was ihr erzählt habt. Ihr seid auch ganz schön lecker, aber ich weiß nun mal,
dass Enyas Zustand mich ganz heftig mitnimmt.“
Eine Weile rührten wir drei in unseren leeren Eisbechern bis
Jana das Schweigen bricht. „Wisst ihr, dass mir das so lieber ist“, ich blickte
sie an, dann Andrea „naja jetzt kennt
ihr beide euch. Da ist nix Erzwungenes, nix Gekünsteltes. S‘ hätt ja sein
können, dass ihr euch gar nicht leiden könnt.“
Als ich später zuhause bin, denke ich noch lange über die
Begegnung nach. Was ist da heute passiert, was wär am Samstag passiert? Jana
konnte es nicht lassen und hat mir zum Abschied einen leidenschaftlichen Kuss
gegeben, sich an mich gepresst. Das hat verdammt gut getan, der schüchterne
Kuss auf die Wange von Andrea hat sich gut angefühlt.
Trotzdem…
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